Heutzutage kursieren die verschiedensten Ernährungspraktiken im Netzt. Von vegetarisch bis Paläoernährung, von Frutarier bis vegan. Die roh vegane Ernährung ist eine Form der veganen Ernährung, die von wenigen Veganern praktiziert wird. Sie unterscheidet sich von der veganen Ernährung in einigen entscheidenden Punkten. Wie der Name roh vegan andeutet lässt, definiert sich die roh vegane Ernährung über den Verzehr von möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln. Eine roh vegane Ernährung besteht aus Lebensmitteln, die nicht gekocht werden oder bei einer Temperatur von weniger als 104 bis 118 Grad Celsius erhitzt werden. Hinter dieser Vorgehensweise steckt der Gedanke, dass Lebensmittel ab einer bestimmten Temperatur einen Großteil ihrer Nährstoffe verlieren.

Was genau ist roh vegan?

Die Rohkost sollte generell so gut wie keine industriell verarbeiteten Lebensmittel enthalten. Veganer konsumieren grundsätzlich nur pflanzliche Lebensmittel, daher kommen bei der roh veganen Ernährung hauptsächlich Obst, Gemüse, Nüsse oder Pilze ins Spiel. In der Regel werden bei der roh veganen Ernährung Lebensmittel nicht gebraten, frittiert, gebacken, gegrillt oder geröstet. Produkte und Gerichte wie gebratenes Gemüse, gegrillte Veggie-Burger, Brot oder heiß gekochte Suppen fallen weg. Oftmals werden zusätzlich bei der roh veganen Ernährung rosa Himalaya Salz anstatt Kochsalz genutzt, auch Softdrinks oder stark verarbeitete Süßigkeiten werden ausgelassen.

Hintergründe

Für die roh vegane Ernährung entscheiden sich oftmals Menschen aus gesundheitlichen Gründen. Dies wird meist auf der Annahme begründet, dass durch das Kochen, Braten, Grillen oder Backen von pflanzlichen Lebensmitteln, diese ihre Nährstoffe zu großen Teilen einbüßen. Viele Vitamine bauen sich ab höheren Temperaturen ab. Besonders wasserlösliche Vitamine, wie Vitamin C und B-Vitamine werden durch das Kochen oder Braten stark reduziert. 

Das fettlösliche Vitamin K wird verhältnismäßig wenig durch Kochen und höhere Temperaturen beeinflusst, wohingegen das ebenfalls fettlösliche Vitamin E durch höhere Temperaturen abgebaut wird. Auch sekundäre Pflanzenstoffe, die oft starke Antioxidantien sind, können durch das Kochen oder Braten abgebaut werden. Beispiele hierfür wären Flavonoide, Glucosinolate oder Saponine. Daher nutzen Rohveganer zur Zubereitung von Lebensmitteln Mischen, Entsaften, Einweichen, Keimen, Fermentieren und Dehydrieren anstelle des traditionellen Kochens oder Backens.

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Ist roh vegan gesund?

Die roh vegane Ernährung ist eine Ernährungsform, welche sehr reich an verschiedenen Nährstoffen ist. Die gewöhnliche vegane Ernährung ist meist im Gegensatz zu nicht veganen Ernährungsformen voll von Vitaminen und Mineralien. Die roh vegane Ernährung kann eine noch höhere Aufnahme an Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen ermöglichen. Durch den Verzicht auf Zubereitungsformen wie Braten oder Kochen gehen kaum Vitamine oder sekundäre Pflanzenstoffe aus den Lebensmitteln verloren.

Durch eine erhöhte Aufnahme an Antioxidantien können wir direkt unser Immunsystem und unsere körperliche Regeneration positiv beeinflussen. Denn starke Antioxidantien wie Vitamin C oder Vitamin E neutralisieren die sogenannten freien Radikale, welche in Zusammenhang mit dem Entstehen von Krankheiten gebracht werden. Eine roh vegane Ernährung weist des Weiteren in der Regel eine sehr niedrige Cholesterindichte auf. Diese kann sich positiv auf die Herzgesundheit und auf die langfristige Prävention von verschiedenen Erkrankungen auswirken.

Die roh vegane Ernährung kann nicht nur präventiv gegenüber Herzkrankheiten wirken. Diabetes Typ 2 kann durch eine derartige Ernährungsform bekämpft oder verhindert werden.
Auch hier könnte dies zum Teil auf den gesetzten Schwerpunkt auf den Konsum von Obst und Gemüse zurückzuführen sein, welche bei hoher Aufnahme mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden. Weiterhin ist diese Ernährungsweise reich an Ballaststoffen, welche mit niedrigeren Blutzuckerwerten und einer erhöhten Insulinsensitivität in Verbindung gebracht werden können. Ballaststoffe binden Giftstoffe während der Verdauung und wirken sich positiv auf unser Darmmikrobiom aus.

Auch Lebensmittel wie Nüsse, Samen, gekeimtes Getreide und Hülsenfrüchte, die in der roh veganen Ernährung in höheren Mengen konsumiert werden, können einen positiven Einfluss auf unseren Blutzuckerspiegel haben.
Dennoch gibt es insgesamt wenige Studien, die den Zusammenhang roh vegane Ernährung und Gesundheit untersucht haben. Da sie jedoch im Vergleich zu anderen Arten der veganen Ernährung wahrscheinlich genauso viel – wenn nicht sogar mehr nährstoff- und ballaststoffreiches Obst und Gemüse enthält, sind ähnliche gesundheitliche Vorteile, wie bei der veganen Ernährung zu erwarten.

Nachteile der roh veganen Ernährung

Eine roh vegane Ernährung kann sehr nahrhaft sein. Sie kann aber auch kalorienarm und für den ein oder anderen schwer verdaulich sein. Wenn man daran gewöhnt ist gekochte oder gebratene Lebensmittel zu konsumieren, dann kann die roh vegane Ernährung am Anfang der Verdauung Probleme bereiten.

Die roh vegane Ernährung schließt eine Vielzahl von Lebensmitteln aus, so dass das Risiko bestehen kann, dass man nicht alle Vitamine und Mineralien aufnimmt, die der Körper benötigt. Zwar ist die roh vegane Ernährung im Verhältnis zu anderen Ernährungsformen sehr reich an Nährstoffen, jedoch können bestimmte Vitamine und Mineralien durch die Ernährung in nicht ausreichenden Mengen aufgenommen werden.

Vitamin B12, B6 oder Kalzium sind hierbei oftmals vertreten. Zwar haben auch viele Menschen, die sich nicht roh vegan ernähren, Mängel dieser Nährstoffe, weisen aber dennoch wenige pflanzliche Lebensmittel B12 in ausreichenden Mengen auf. Achtet man nicht konsequent auf die Aufnahme derartiger Nährstoffe, so könnte man Mängel und langfristig negative gesundheitliche Folgen zu spüren bekommen. Daher ist es ratsam diese zu supplementieren oder darauf zu achten, gute Quellen dieser Nährstoffe regelmäßig in die Ernährung mit einzuplanen.

Fazit

Die roh vegane Ernährung ist eine Ernährungsform, die viel Disziplin und Verzicht erfordert. Sie kann einige gesundheitliche Vorteile aufweisen und ermöglicht es uns, dass volle Nährstoffpotenzial der Pflanzen zu nutzen. Dennoch bedeutet dies einige Einschränkungen beim Einkaufen von Lebensmittel im Supermarkt oder Bioladen. Auch in Restaurants essen zu gehen wird, dadurch deutlich schwieriger.

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