Kulturfleisch ist nicht jedem direkt ein Begriff. Es handelt sich hierbei um im Labor gezüchtetes Fleisch, das aus den Zellen eines Tieres erzeugt wird. In den meisten Fällen handelt es sich bisher um Rindfleisch. Kulturfleisch, auch „Clean Meat“ genannt, wird als die neueste und zukünftig beste Alternative zu herkömmlichem Fleisch angepriesen.
Was ist dran an diesen Gerüchten? Ist Kulturfleisch eigentlich vegan? Und ist das Ganze überhaupt gesund?
Diese Fragen möchten wir in diesem Blogartikel beantworten und dir einen umfassenden Überblick zum Thema Kulturfleisch geben.
Wie wird kultiviertes Fleisch hergestellt?
Die erste Frage, die in diesem Kontext aufkommt, ist: Wie wird Kulturfleisch eigentlich hergestellt?
Hier eine kurze Erklärung des Herstellungsprozesses von kultiviertem Fleisch:
Das Verfahren bei Kulturrindfleisch beginnt damit, dass man einer lebenden Kuh Muskelgewebe entnimmt. Im zweiten Schritt werden aus diesem Gewebe Stammzellen gewonnen. Diese werden in einer Nährstofflösung aus Zucker, Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen gezüchtet und mit einem Wachstumsserum angereichert. Dieses Serum fördert das Wachstum und die Bildung des Fleisches. Früher wurde dieses Serum aus dem Blut von Kuhföten entnommen, jedoch könnte es bald auf der Basis von Algen hergestellt werden.
Das Kulturfleisch wächst in Bioreaktoren heran. Es handelt sich hierbei meist um Muskelfasern. Im letzten Schritt wird das Kulturfleisch zu einer Fleischmasse verarbeitet, damit es für verschiedene Produkte genutzt werden kann. Es wurden bereits erste Exemplare hergestellt, jedoch sind derzeit die Herstellungskosten zu hoch, als dass Kulturfleisch kommerziell im Supermarkt angeboten werden könnte.
Ist künstliches Fleisch gesund?
Daher dürfte Kulturfleisch theoretisch keinen Unterschied zu herkömmlichem Fleisch machen. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass dieses gezielt im Labor gezüchtet wird und daher theoretisch in seiner Zusammensetzung bzw. von seinem Nährstoffgehalt optimiert werden könnte. Doch dies sind nur hypothetische Überlegungen.
Schwermetalle und Medikamentenrückstände
Ein weiterer entscheidender Unterschied ist, dass zur Produktion von Kulturfleisch keine starken Medikamente eingesetzt werden müssten, die oftmals Rückstände in herkömmlichem Fleisch hinterlassen und wiederum vermehrt in unser Grundwasser gelangen. Weiterhin könnte die Schwermetallbelastung deutlich geringer ausfallen – diese ist beispielsweise bei Lachs und größeren Fischen wie Thunfisch besonders hoch.
Schwermetalle und Medikamentenrückstände sind entscheidende Faktoren, warum vor allem industriell produziertes Fleisch bzw. Fleisch aus herkömmlicher Tierhaltung als ungesund betrachtet werden kann. Medikamentenrückstände von Antibiotika beispielsweise können die Bildung einer Antibiotikaresistenz fördern, wohingegen Schwermetalle sehr schwer vom Körper abgebaut werden. Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Kadmium und Arsen können eine toxische Wirkung auf unseren Körper haben und Zellen sowie Gewebe schädigen. Die Filter- und Entgiftungsorgane wie Leber und Niere können beispielsweise durch eine zu hohe Schwermetallaufnahme in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wann kommt künstliches Fleisch?
Wann die Konsumenten schließlich Kulturfleisch zu erschwinglichen Preisen im Handel erwerben könnten, steht noch nicht genau fest. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie schnell dieses massenhaft etabliert werden kann. Unabhängig von der Optimierung der Produktion muss dieses erst überhaupt einmal von der EU bzw. von den jeweiligen Staaten als ein Lebensmittelprodukt im Supermarkt zugelassen werden.
Dies könnte durchaus noch einige Jahre dauern. Weiterhin ist der Prozess der Herstellung bislang Zeit– und Energieaufwendig und daher im Moment für den konventionellen Markt ungeeignet. Es wäre derzeit in der Massenproduktion noch nicht rentabel. Dennoch könnte sich dies in den nächsten 5–10 Jahren schnell ändern.
Ist Kulturfleisch vegan?
Für uns Veganer ist dies eine besonders entscheidende und wichtige Frage: Ist im Labor hergestelltes Fleisch vegan? Schließlich muss für dieses kein Tier sterben oder leiden.
Es kommt hierbei ganz auf die Auslegung oder Interpretation von Veganismus an. Wenn wir den Veganismus rein über die Vermeidung der Schlachtung und Ausnutzung von Tieren in Form von primären und sekundären tierischen Produkten definieren, so könnte Kulturfleisch in Zukunft tatsächlich auch für Veganer eine Alternative darstellen.
Auf der anderen Seite handelt es sich hierbei faktisch gesehen um Fleisch. Daher könnte man nach einer direkteren Auslegung sagen, dass es sich um ein nicht veganes Produkt handelt und dieses daher natürlich auch nicht für Veganer geeignet wäre.
Wie sich zeigt, gibt es für diese Frage verschiedene Überlegungen und Auslegungen.
Vor- und Nachteile von Kulturfleisch
Wenn Kulturfleisch sich weiterentwickelt und immer etablierter wird, könnte dies eine grundsätzlich positive Entwicklung sein. Wenn Kulturfleisch in naher Zukunft unser konventionelles Fleisch immer weiter zurückdrängen würde und dieses schließlich vielleicht sogar gänzlich ersetzt, könnten hierdurch Tierleben gerettet und das Leid von Tieren vermieden werden.
Durch die bislang weit verbreitete Massentierhaltung sterben weltweit Millionen von Tiere für unseren Fleischkonsum. Sie werden unter oftmals extrem schlechten Bedingungen gehalten und müssen oft ein Leben voller Qualen erleiden. Dies betrifft sowohl die Produktion von primären als auch von sekundären tierischen Produkten.
Für Kulturfleisch wird dennoch momentan ein Wachstumsserum genutzt, welches von Föten von Tieren entnommen wird. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Eine Alternative auf der Basis von Algen könnte Abhilfe schaffen. Dennoch ist dies momentan ein klarer Nachteil von Kulturfleisch.
Auch für die Produktion von Kulturfleisch müssen derzeit noch viel Energie und Ressourcen aufgewendet werden, damit eine verhältnismäßig kleine Menge Kulturfleisch erzeugt werden kann.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass Kulturfleisch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Zurückdrängung der konventionellen Tierhaltung spielen kann. Es kann theoretisch eine gute Alternative zu herkömmlichem Fleisch bilden. Dennoch müssen hierfür noch einige Voraussetzungen erfüllt sein, welche dieses auch zu einer nachhaltigen und moralisch vertretbaren Alternative machen.
In der Produktion von synthetisch hergestelltem Fleisch liegt mit Sicherheit die Zukunft. Innerhalb von kürzester Zeit haben sich verschiedenste Unternehmen dieser Thematik angenommen und forschen an einem Kulturfleisch, welches sowohl nachhaltig als auch für die breite Masse erschwinglich ist.